Sein Schein

SEIN – SCHEIN

Palais im Großen Garten – Dresden 2006
In Zusammenarbeit mit „staatliche Schlösser und Gärten Dresden“, der „Galerie am Alaunplatz“ Dresden und dem Italienischen Kulturinstitut Berlin

Dieses Projekt entstand im Rahmen der 800 Jahrfeier der Stadt Dresden und widmet sich den kulturellen und historischen Parallelen zwischen Deutschland und Italien, die sich auch besonders im Dresdner Barock manifestieren.

Auch wenn uns im ersten Augenblick die barocke Kunst so fern und unverständlich erscheint, bestehen bei näherer Betrachtung dieser Epoche etliche Parallelen und Übereinstimmungen mit der Gegenwart. Mit diesem Projekt wollen Mela Sfregola und Daniel Menck nicht nur eine inhaltliche Brücke zwischen der Gegenwart und dem Barock schlagen, sondern auch auf die geistige Verwandtschaft und Kongruenz verweisen.
Üppige Formen, Verzierungen und Überfluß charakterisieren die Ausdrucksformen der barocken Gesellschaft, die sich dem Moment (den wir heute Event nennen), dem Spiel und der Illusion hingab. In der heutigen Zeit rücken das Virtuelle und Mediale immer mehr in den Vordergrund, überlagern die Realität und ersetzen diese sogar zum Teil. Die Beherrschung der Illusion durch die Erschaffung virtueller immer realer scheinender Welten erweckt in uns ein Gefühl der Sicherheit, ja gar der Allmächtigkeit. Und dennoch entsteht eine Grauzone zwischen Sein und Schein, Medien und Realität. Dieser Grauzone, in der es immer schwieriger fällt genaue Grenzen fest zu legen, widmen sich die beiden Künstler mit ihren Installationen im Palais im Großen Garten.

Daniel Menck – Spiegelinstallation zwischen den Skulpturen von Permoser
Zwischen den barocken Skulpturen von Permoser im Ausstellungsgeschoß des Palais fügt Menck mehrere große Spionspiegelscheiben in Gruppen von 2 oder 3 Stück wie Paravents ein. Die sowohl durchsichtigen aber auch reflektierenden Spionspiegel ergeben eine Überlagerung der Situation hinter und vor den Scheiben und bieten je nach Perspektive auch mehrfache Reflexion. Ähnlich einem Schaufenster entstehen Spiegelbilder dessen, was vor den Scheiben ist, während man gleichzeitig auch hindurch sehen kann, und die Skulpturen und den Raum hinter den Scheiben betrachten kann. Das Abbild des Betrachters verflechtet sich mit den Skulpturen und dem Raum, die Grenzen zwischen Bild (Reflexion) und Realität verschwimmen.

Mela Sfregola – Durchsichtige Skulpturinstallation
Mit ihrer Skulpturinstallation greift die italienische Künstlerin barocke Formen auf. Sie zitiert in ihren großen ausschweifend geschwungenen Skulpturen die üppigen Elemente des Überflusses, die sinnlichen ja gar wollüstigen Faltenwürfe der barocken Stoffe. Die aus transparenten Plexiglasscheiben geformten Skulpturen kontrastieren allerdings durch ihre Größe und ihren Raumbedarf mit der Leichtigkeit des dünnen Materials. Zudem stellt die Künstlerin dem wollüstigen Reichtum der geschwungenen Fläche die unkörperliche Transparenz des minimalistischen Materials als Widerspruch entgegen. Somit betritt Sfregola mit ihrer Skulpturinstallation im Palais eine undefinierbare Grauzone der Widersprüche zwischen reich und minimalistisch, körperlich und dennoch ungreifbar, zwischen Sein und Schein, sie bewegt sich somit in einen Raum, in dem auch die Grenzen zwischen Sicherheit und Ungewissheit verblassen.